In diesem Sommer haben sich Kerstin und ich wieder mal für einen Auto-basierten Sommerurlaub in den Alpen entschieden und unsere engere Wahl fiel auf das Wallis. Ich war schon einmal Mitte der 90-er in Saas Fee und Zermatt, zu der Zeit reichten die alpinistischen Ambitionen aber gerade für anspruchsvollere Wanderungen. In diesem Sommer wollen Kerstin und ich einige der "leichteren" 4000-er versuchen.
Wir starten in unseren Urlaub mit der Anfahrt von Chemnitz ins Saas-Tal über den Bodensee. Um die österreichische Vignette zu umgehen, fahren wir auf Ortsstraßen um das Ostufer des Sees herum, wo sich um die Mittagszeit ein Megastau entwickelt, während die österreichische Autobahn mit dem Tunnel unter den Bergen hindurch fast leer ist. Man müsste unsere und die österreichischen Politiker hier jedes Sommer- Wochenende in einem Auto ohne Klimaanlage einsperren! Nach dem Erreichen der Schweizer Autobahn sind wir dann fix in den Schweizer Alpen und genießen die schöne Landschaft an Oberalp- und Furkapaß. Die Fortbewegungsgeschwindigkeit auf Schweizer Straßen ist aber auch deutlich langsamer im Vergleich zu Deutschland. Nach ca. 830km kommen wir gegen 18:00 Uhr im Saastal an und finden uns auf dem Kapellenweg-Camping kurz hinter Saas-Grund ein, der uns mit guten Einrichtungen und einer freundlichen Chefin in Empfang nimmt.
So eine lange Autofahrt zu Beginn des Urlaubs schlaucht immer ziemlich und so unternehmen wir nur einen kleinen Spaziergang auf dem Dorfrundweg von Saas Fee. Nach dem Mittag in Saas Fee fahren wir noch mal zum Mattmark-Stausee und gehen auch hier noch ein paar Meter auf dem Uferweg und in eines der rechten Seitentäler. Insgesamt ein fauler Tag, um sich an den Urlaub zu gewöhnen.
Wir fahren mit der Bergbahn von Saas Grund zum Kreuzboden und begehen den Höhenweg in Richtung Saas Almagheller Alm. Leider haben wir es heute mit stärkerer Quellwolkenbildung zu tun, so dass das an sich wunderschöne Panorama der 4000-er von Saas Fee heute nur eingeschränkt zu bewundern ist. Unterwegs werden wir auch mal von einem Schauer überrascht, der uns das Phänomen eines doppelten Regenbogens beschert, der sich auch noch unter uns im Tal bildet, so dass wir von oben auf ihn hinunterschauen. Schöne sonnige Rast auf der Almagheller Alm, wenngleich uns auf dem Abstieg nach Saas Almaghell dann doch noch ein Gewitter einholt.
Höhenmeter : 255 Hm im Aufstieg und 1055 Hm im Abstieg
Gehzeit : ca. 5:00 h (gemütlich)
Nach dem gestrigen Regen verspricht das Wetter heute wieder schön zu werden und um unsere Akklimatisierung zu befördern, werden wir heute dem Aletschgletscher einen Besuch abstatten. Wir stehen um 7:00 Uhr auf und fahren nach Fiesch zur Eggishornbahn. Ich wäre ja bis zum Gipfel gefahren, aber Kerstin will ein paar Höhenmeter machen und so steigen wir in Kühboden (2221m) aus. Aufstieg zum Eggishorn (2926m) also zu Fuß. Vom recht belebten Gipfel wunderschöne Aussicht auf den Aletschgletscher, Eiger, Mönch und Jungfrau im Norden und auf die 4000-er um Saas Fee herum im Südwesten. Für den Abstieg nehmen wir den Tälligrat und zweigen dann links in die Flanke weglos ab, um auf kürzestem Weg hinunter zum Märjelensee und zum Aletschgletscher zu gelangen. Hier an diesem mächtigen Eisstrom ist es wunderschön und wir würden gern länger verweilen. Aber die morgendlichen 2h Aufstieg bringen uns fast in zeitliche Bedrängnis, wenn wir die letzte Talfahrt nicht verpassen wollen. Doch die Schweizer sind erfinderisch. Ein ca. 1km langer Tunnel von der Märjelen-Alp ins obere Tälli rettet unseren Zeitplan und unsere vorab bezahlte Talfahrt - und uns vor einem doch längeren Talabstieg über reichliche 1000 Hm nach Fiesch. So unterqueren wir zeitsparend den Tälligrat und erreichen gegen 17:15 Uhr die Seilbahn. Alle anderen in Frage kommenden Rückwege hätten wir vor der letzten Talfahrt zeitlich nicht mehr bewältigt. Leider bleibt bei den längeren Wegen hier am Aletsch häufig zu wenig Zeit zum Verweilen und Schauen.
Höhenmeter : 895 Hm im Auf- und Abstieg Gehzeit : ca. 7:30 hUnser ursprünglicher Plan war es, nach ein paar Akklimatisierungstouren in der 3000- er Region eventl. Allalinhorn und Weissmies in Angriff zu nehmen. Aber eine angekündigte Wetterstörung lässt uns unsere Pläne ändern. So verlassen wir schon wieder Saas Grund und das Saastal und fahren nach Zinal ins Val d'Anniverse. Wir richten uns hier auf dem Campingplatz ein und wollen morgen mal zur Cabana di Mountet aufsteigen und oben übernachten. Für uns ist es verblüffend, wie scharf sich hier in der Schweiz die Sprachgrenzen erhalten haben. Hier im Val d'Anniverse gelingt es uns nur mit Mühe, ohne Französisch-Kenntnisse etwas zu Essen zu bestellen (ok, mit ein wenig Deutsch, Englisch und meinem rudimentär verschütteten Schul- Französisch geht's schon, auch wenn die schweizer Franzosen oder französischen Schweizer solche fremden Sprachen nicht gerne sprechen). Ansonsten neben der Fahrerei eher ein fauler Ruhe- und Urlaubstag.
Wir stehen nicht so spät auf und starten zu unserer Bergwanderung zur Cabana di Grand Mountet. Für den Aufstieg wählen wir den Ostanstieg auf der linken Seite des Glacier de Zinal. Bei dem Weg auf der Westseite des Tales ist von der Hütte eine Gletscherquerung notwendig und so können wir uns den erst einmal von oben anschauen. Vom Terassencampingplatz am Ortsende von Zinal (1675m) bis zur Cabana di Grand Mountet (2886m) werden es 1255Hm im Aufstieg. Der Weg geht am Anfang erst so 1,5km gerade dahin, ehe der Weg ansteigt und dann an einer Brücke den Gletscherfluss überquert. Im Folgenden wechseln sich auf dem Weg Kehren, Blockfelder, Querungen seitlicher Rinnen und leicht versicherte Felspassagen ab. Mit der Zeit gewinnt man immer mehr an Höhe und gelangt so über den im Talgrund liegenden Gletscher. Die angegebenen 4h 20min Gehzeit erweisen sich für uns als illusorisch. Der Weg zieht sich zum Schluss doch noch mal ganz schön in die Länge. Obwohl wir die Hütte schon jeweils hinter der nächsten Kuppe oder Wegbiegung vermuten, erwartet uns noch eine Felsumrundung und ein ausgedehntes, wenig "sortiertes" Blockfeld. Nach 6,5h und 1255 Hm erreichen wir die recht schöne Hütte, die über dem Gletscher und unter Zinalrothorn und Obergabelhorn thront. Auch typisch für Schweizer SAC-Hütten gibt es abends ein umfangreiches, für alle einheitliches 3-Gänge-Menue, das keine Wünsche offen lässt. Nach dem langen Aufstieg sind wir redlich müde und gehen früh schlafen (als Wanderer ohne Gipfelambitionen in einem Lager ohne Schnarcher und extreme Frühaufsteher).
Höhenmeter : 1255 Hm im Aufstieg
Gehzeit : ca. 6:30 h
Auch wenn die Umgebung der Hütte eine grandiose Gletscher- und Felsenwelt ist, so sind die Schwierigkeiten der meisten Touren hier jenseits unserer Möglichkeiten. Wir genießen früh das Aufleuchten der Grate am Obergabelhorn im ersten Sonnenlicht und den Anblick der Gletscherwelt, die uns hier umgibt. Das Wetter ist super, so dass wir ausgiebig die Szenerie betrachten und fotografieren können. Dann begeben wir uns auf den Rückweg nach Zinal, dieses Mal über den westlichen Höhenweg. Der Weg steigt steil von der Hütte zum Gletscher ab und quert den Glacier di Zinal entlang einer markierten Trasse ohne jede technische Schwierigkeit. Die Steigeisen hätten wir im Tal lassen können, da der Gletscher hier im unteren Teil der Gletscherzunge von unglaublichen Geröllmassen bedeckt ist. Vom Gletscher selbst ergeben sich noch einmal schöne Ausblicke in den Talschluß und auf den Dent d'Herens. Lediglich der Ab- und Wiederaufstieg über die Randmoränen erfordert Aufmerksamkeit und ist mit Seilen versichert. Der Gesteinsschutt ist bröselig und nur lose geschichtet, so dass wir große Abstände zwischen uns lassen, um uns nicht gegenseitig größere Brocken auf die Füße zu werfen. Von der westlichen Randmoräne steigt der Weg nochmals ca. 150 Hm an und verläuft dann über schöne Bergwiesen und Blockfelder. Von einem kurzen Stück des Höhenweges kurz vor dem steilen Abstieg zur Cabana di Petit Mountet (2142m) sieht man tatsächlich hinter der Gebirgskette die Spitze des Matterhorns hervorschauen. Von der Cabana dauert es dann nochmals 1,5h Gehzeit, ehe wir gegen 17:00 Uhr wieder auf dem Campingplatz in Zinal ankommen. Der Abstieg hatte 195 Hm Gegenanstieg, so dass ca. 1400 Hm im Abstieg zusammengekommen sind. Dafür haben wir inklusive aller Pausen 8h gebraucht.
Höhenmeter : 195 Hm im Auf- und 1400 Hm im Abstieg
Gehzeit : ca. 8:00 h
Ein Tag mit tadellosem Wetter, um den es uns ein wenig leid tut, da wir damit hier im Val d'Annivers erst mal nichts mehr anfangen. Wir fühlen uns nun recht gut akklimatisiert und fassen für die nächsten Tage eine Hochtour ins Auge. Zunächst müssen wir dazu aber von Zinal ins Mattertal nach Täsch umsetzen, wo wir auf dem letzten mit dem Auto erreichbaren Campingplatz zwischen Bahnlinie nach Zermatt und Bergflanke unterkommen. Der Campingplatz bietet außerdem noch einen Blick auf das Breithorn (4165). Gegen Mittag sind wir in Täsch und verbringen den Rest des Tages mit einer Fahrt nach Zermatt, ausgiebigem Bummel durch den Ort, Matterhorn anschauen, Murmeltierbrunnen, Bergsteiger-Friedhof, etc. Auch kümmern wir uns um ein 3-Tage- Ticket (154,-Fr pro Person) für die Zermatter Bergbahnen und planen für morgen eine Tour am Gornergrat.
Wecken um 6:30 Uhr, dann Abfahrt mit dem Taxi-Bus um 8:00 Uhr vom Campingplatz nach Zermatt (die Konkurrenz zur Schweizer Bahn verlangt ein paar Fränkli weniger). In einem noch mäßig gefüllten Zug fahren wir mit der Gornergratbahn nach oben. Leider spielt das Wetter nicht so 100%-ig mit. Das Matterhorn und das Monte-Rosa-Massiv sind in Schicht- und Quellbewölkung verpackt und nur ab und zu sichtbar. Es ist zu erwarten, dass sich die Sicht zusehends verschlechtern wird. Momentan aber noch recht gut zu sehen sind Dom und Täschhorn, sowie gegen Westen Obergabelhorn, Zinalrothorn und Weisshorn. Neben der grandiosen Bergwelt fotografieren wir auch eine Herde Japaner mit obligatorischem Bernhardiner vor der Kulisse eines Matterhorns in Wolken - alle Klischees werden bedient. Das Matterhorn produziert im Tagesverlauf beständig weitere Wolken, aus denen sich 2 Schauer und ein kleines Gewitter entwickeln. Wir steigen vom Gornergrat über den Riffelsee zum Gornergletscher ab und folgen dem Gornerbach zur Seilbahn-Mittelstation nach Furri. Der Gornerbach führt hier ein eigenartiges grün-schwarzes Gestein mit sich. Nach einem Apfelstrudel fahren wir nach Zermatt und Täsch zurück. Wir hoffen auf besseres Wetter in den folgenden Tagen, momentan hat es aber irgendwie feucht-warme Luftmassen im Gebirge. Mit unserem 3-Tages-Ticket für die Bergbahnen haben wir aber noch ein wenig freien Spielraum.
Höhenmeter : 50 Hm im Auf- und 1350 Hm im Abstieg
Gehzeit : ca. 5:45 h
Wir haben den Wecker wieder auf 6:30 Uhr gestellt und ein Blick aus dem Zelt zeigt einen makellos blauen Himmel mit einem unverwölkten Breithorn im ersten Morgenlicht. Also rappeln wir uns hoch und starten mit dem 8:00 Uhr Bus vom Campingplatz zur Schwarzseebahn von Zermatt. Die Tour soll uns heute auf die Hörnlihütte führen. Um 9:30 Uhr sind wir an dem schönen kleinen See an der Bergstation Schwarzsee und folgen dem Hüttenaufstieg zur Hörnlihütte entlang einer Felsenrippe und dem unteren Ende des Hörnligrates. Der Weg ist steil aber als Hüttenzustieg natürlich gut ausgebaut und problemlos zu gehen. Immer mal wieder kommen ein paar Seilversicherungen, dazu gestufter bis sortierter Fels. Es wäre auch zu viel erwartet, wenn man auf diesem Weg allein sein wollte. Trotz der frühen Stunde herrscht ordentliches Begängnis. Nach 680 Hm Aufstieg und 2h Gehzeit an der Hütte angekommen erwartet uns ein fast uneingeschränktes Rundum-Panorama vom Breithorn über Gornergrat, die Saaser 4000-er bis hin zu Weisshorn und Obergabelhorn. Anfangs noch fast wolkenlos zu genießen, nach 1h Aufenthalt an der Hütte dann schon mit vereinzelter Quellbewölkung. Das Zinalrothorn wird aus dieser Perspektive immer spitzer. Rund um die Hörnlihütte herrscht stellenweise ein recht strenger Latrinengeruch vor. Ein Freund von uns, der das Matterhorn über den Hörnligrat mal allein begangen hat, meinte, dass der Hörnligrat die wohl höchstgelegene Bahnhofstoilette der Welt sei und einen bei der Masse der Begeher der Uringeruch über den gesamten Aufstieg begleitet - tolles Bergerlebnis. Wir kraxeln noch die paar Meter oberhalb der Hörnlihütte bis zum Einstieg in den Matterhornaufstieg über den Hörnligrat hinauf. Gegen 12:00 Uhr kehren die ersten Bergführer bereits wieder mit ihrer Klientel von der Besteigung zurück. Direkt am Einstieg verkündet eine Coca-Cola-Werbetafel, dass die italienische Route wegen eines Felssturzes für jegliche Begehung gesperrt ist (der schwindende Permafrost lässt grüßen). Dann steigen wir wieder ab und nehmen diesmal den Zwischenabstieg Richtung Staffelalp, der sich jedoch als weniger lohnend erweist. Lediglich das Wetter ist nördlich des Matterhorns etwas besser, da es ab 13:00 Uhr wieder Schauer von Süden herüber treibt, von denen wir aber nichts abbekommen. Nach 6h Gehzeit und 945 Hm im Auf- und Abstieg sind wir wieder am Ausgangspunkt am Schwarzsee. Am Matterhorn beobachten wir noch eine eigenartige Wolkenwalze, die sich von Süden über das Eisfeld herüberwälzt und dann über den Gletscherrand fällt. Es ist nieselig, kalt und windig. Nach der Abfahrt in Zermatt ist es deutlich wärmer und wir lassen den Tag bei Obstkuchen und sächsischem Radio R.SA im Cafe Weisshorn ausklingen (schon komisch, mitten in Zermatt die Staumeldungen von der A72 zu hören, aber das Erlebnis hatten wir auch schon einmal in einer Pizzeria in St. Christina in Tirol; Radio R.SA scheint sich allgemeiner Beliebtheit zu erfreuen). Da morgen noch mal ein schöner Tag werden soll, nehmen wir uns die Tour auf das Breithorn vor.
Höhenmeter : 945 Hm im Auf- und Abstieg
Gehzeit : ca. 6:00 h
Panorama von der Hörnlihütte:
|
|
|
|
|
Der Wecker miept unmenschlich früh um 5:30 Uhr. Aber andererseits muss man auch sagen, welcher 4000-er bietet ansonsten den Luxus bis 5:30 Uhr schlafen zu können? Es ist noch finster, aber Sterne verraten einen unbedeckten Himmel, so dass sich das frühe Aufstehen wohl lohnen wird. Wir rappeln uns auf und beim Frühstück mit Stirnlampe wird es langsam hell. Doch da - oh Schreck - sehen wir, dass unser Breithorn eine Wolke quer vor dem Gipfel hat. Zum Glück wird sich diese im Laufe der folgenden 1-2 Stunden wieder auflösen. Heute fahren wir mit der Bahn nach Zermatt, da unser Taxi-Bus so früh noch nicht funktioniert. 7:45 Uhr sind wir an der Talstation der Bergbahn und fahren mit einer bunten Mischung aus Alpinisten, Skifahrern und Snowboard-Kids (in einer irren Aufmachung mit MP3-Playern und hämmernder Musik auf den Ohren) mit Umstieg in Furri und Trockener Steg auf das Klein-Matterhorn. In den Gondelbahnen herrscht ein irres Geschubse mit dem ganzen Equipment und den Ski+Boards+Plastikschuhen, etc. Manche der Kids gehören zu irgendwelchen internationalen Trainingsmannschaften und haben 2 oder 3 Paar Ski dabei. Gegen 8:30 Uhr kommen wir oben an und durchqueren den ca. 200m langen Tunnel durch das Klein-Matterhorn, um auf den Gletscher zu gelangen. Wir müssen noch ca. 200-300m der Skilift-Trasse folgen, ehe unsere Aufstiegsspur links davon abzweigt. Die Spur ist nicht zu übersehen, da Bergführer mit Girlanden von Klienten die Spur säumen und diese breit ausgetreten haben. Wir legen unser Gerödel an und starten unsere Tour, nachdem sich der Schwung aus der Bergbahn einigermaßen verlaufen hat. Mittlerweile haben sich auch alle Wolken vom Morgen aufgelöst und wir werden mit einer grandiosen Fernsicht belohnt. Im Westen sehen wir den Mt. Blanc, den Grand Paradiso und den Grand Jorasses. Natürlich auch all die aus den letzten Tagen schon bekannten hohen Berge in unserer unmittelbaren Nähe, im Norden aber auch Finsteraarhorn, Jungfrau + Mönch sowie im Osten die Bernina und den Ortler. Der Weg zieht in Bögen den Hang des Breithorns hinauf und quert 2 größere Spalten/Randklüfte. Um 10:45 Uhr sind wir nach ca. 2h am Gipfel und machen erst mal schöne Bilder von dem beeindruckenden Panorama. Auch Essensrast ist möglich, obwohl es kalt und etwas windig ist. Mein Vorschlag einer Breithorn-Überschreitung hin zum Mittelgipfel zu machen, wird von Kerstin beim Anblick des Gipfelgrates jedoch leider abgelehnt. So kehren wir auf der Aufstiegsspur zurück und machen am Fuß des Breithorns noch mal ausgiebig Rast und genießen den Blick auf die uns umgebende Gletscherwelt. Bei der Fahrt nach unten gibt's dann wieder das Geschubse mit den Snowboard-Kids, die wegen dem weicher werdenden Schnee ihre Session für heute beendet haben. In Zermatt gönnen wir uns noch ein schönes Eis mit frischen Erdbeeren, bevor wir auf unseren Campingplatz zurückkehren und den Nachmittag faul ausklingen lassen.
Höhenmeter : 405 Hm im Auf- und Abstieg
Gehzeit : ca. 4:30 h
Da das schöne Wetter noch einen weiteren Tag anhält, haben wir uns entschieden, auch noch das Allalinhorn (4027m) in Saas Fee von unserem Standort in Täsch aus zu versuchen. Wir stehen also einen weiteren Tag um 5:30 Uhr im Dunkeln auf, da ja eine knappe Stunde Autofahrt nach Saas Fee zu absolvieren ist. Dort angekommen stellen wir fest, dass sich die angenommenen Verhältnisse gleich in mehrfacher Hinsicht geändert haben. Die Gondelbahn zum Felskinn (so wie ich sie von meinem ersten Saas-Fee-Aufenthalt in Erinnerung hatte) ist im Ruhestand und wurde durch Großgondeln eines 2-stufigen Alpin-Express ersetzt. Und dann an der Talstation der neuen Seilbahn angekommen, trifft uns fast der Schlag. In der heute begonnenen Nachsaison fährt die Bahn erst ab 8:00 Uhr und vor den noch verschlossenen Toren drängeln und schubsen sich mehr als ca. 300 jugendliche Ski- und Snowboardfahrer aller möglichen Nationen. Nach Öffnung erstehen wir unsere Tickets nach Mittelalalin, während die Kids die Bergbahnstation stürmen. Am Counter kommen wir mit einem Bergführer und seiner Klientel freundschaftlich ins Gespräch. Die Fahrt nach Mittelalalin gleicht dann einer Fahrt in der Sprottenkiste mit völlig enthemmt drängelnden Kids. Erst oben angekommen können wir diese Hektik ein wenig abstreifen und uns in mehr Ruhe unserer Bergtour zuwenden. Kurz nach 9:15 Uhr können wir uns von der Bergstation der Gletscher-Metro in Bewegung setzen.
Trotzdem ist noch Vorsicht geboten, denn man bewegt sich auf den Pisten des Sommerskigebietes und die Kids brettern mit irrsinniger Geschwindigkeit die Pisten hinunter. Am Rand der Pisten angelangt, seilen wir uns an und beginnen etwas geruhsamer unseren Aufstieg in einer schön gelegten Spur unterhalb der Nordwand des Allalinhorns bis in den Feensattel. Zwei bis drei Spalten sind unschwierig zu queren. Beim Aufstieg begleitet uns die Gehörgang-zerfetzende Hip-Hop- und Rap-Musik der Snowboard-Halfpipe-Anlage des Skigebietes - es ist einfach abartig. Pink Floyds "Echos" oder "Shine on you crazy diamond" wäre der tollen Szenerie viel angemessener. Aber damit können die Kids ja leider nichts mehr anfangen. Von der Kondition her sind wir gut beieinander und haben beim Aufstieg keinerlei Schwierigkeiten, überholen sogar einige der Seilschaften. Vom Feensattel geht es in 3- 4 Serpentinen an Spalten vorbei und darüber hinweg zur Westseite des felsigen Gipfelaufbaus. Über Eis und Felsen geht es die letzten ca. 30-40 Höhenmeter unschwierig zum Gipfelkreuz des Allalinhorns auf 4027m hinauf. Bis hierher haben wir 2:45h gebraucht (ca. gegen 11:45 Uhr am Gipfel). Wir genießen ausführlich unseren Gipfelausblick mit der für uns ungewöhnlichen Perspektive auf das Matterhorn und die anderen Gipfel. Strahlhorn und Rimpfischhorn liegen uns am nächsten, man erkennt die Aufstiegsspuren und die Gipfel sind herrlich anzuschauen. In der Ferne grüßt der Aletschgletscher. Auch von hier sehen wir wieder Mt. Blanc und Grand Jorasses hinter dem Matterhorn aufragen. Nach wieder vielen Bildern und einer Essensrast beginnen wir den Abstieg und sind ohne Schwierigkeiten und auch recht schnell nach 1:15h wieder im Skigebiet, wo sich der Trubel wegen des aufweichenden Schnees mittlerweile gelegt hat. Nur die unsägliche Musik von der Halfpipe dröhnt noch immer herüber. Auch die Talfahrt geht diesmal deutlich gesitteter und geruhsamer vonstatten. In Saas Fee genießen wir noch ein Eis+Kaffee in einem der vielen Terassen-Cafes mit Blick auf den Alphubel, bevor wir die Rückfahrt nach Täsch antreten, wo wir gegen 17:00 Uhr wieder eintreffen.
Höhenmeter : 595 Hm im Auf- und Abstieg
Gehzeit : ca. 5:30 h
Unser diesjähriger Schweiz-Urlaub ist leider schon zu Ende. Wir hätten gern noch eine weitere Hochtour, z.B. auf den Weismies oder das Strahlhorn, angeschlossen. Aber Wetter und Zeitplan haben es nicht anders zugelassen. Auch erzählten uns Freunde, dass in diesem Sommer die Randkluft am Weismies erstmalig mit einer Aluminiumleiter überbrückt werden musste, da der Gletscher soweit zurückgegangen wäre. Die Verhältnisse für Hochtouren werden zum Teil schwieriger. Außerdem treffen wir uns am Samstag mit Freunden in der Fanes und benötigen die zwei kommenden Tage zur Überfahrt in die Dolomiten. Wir starten von Zermatt über Brig und den Simplon-Pass (schöne Gondo-Schlucht auf italienischer Seite). Dann kommen wir auf recht kurvenreichen , schmalen Strassen durch halb verfallene italienische Bergdörfer, bis wir die Gegend von Locarno erreichen. Hier essen wir in mediterraner Umgebung mit Palmen Mittag und kassieren einen ohne Folgen bleibenden Strafzettel wegen Parkverstoßes (wir haben keine Ahnung, was wir falsch gemacht haben). Dann wendeln wir uns am Luganer + Comer See und am Lago di Locarno entlang, bis wir das Tal südlich des Bergell (Sondrio) erreichen. Die Fahrerei ist streckenweise der Wahnsinn durch diese engen italienischen Dörfer. Gegen 17:00 Uhr entscheiden wir, dass wir auf einem schönen und gut ausgestatteten Campingplatz am Poschiavo-See auf schweizer Seite übernachten, zumal uns eine Gewitterfront einzuholen droht.
Freitag früh machen wir uns auf die Weiterfahrt in Richtung Stilfser Joch am Ortler. Es regnet, so dass wir von der Passüberfahrt mit über 46 Kehren leider nicht viel haben. Auf dem Weg nach Meran dann der Regenwetter-übliche Stau in den Tälern. Neue Autobahn nach Bozen und ein Stück Brenner-Autobahn bringen uns dann fix ins Pustertal. Auf einem sehr komfortablen Campingplatz in Vigil direkt bei der Fanes machen wir noch einmal Station, bevor wir am kommenden Tag zur Fanesalm-Hütte aufsteigen (siehe Tourenbericht Fanes & Tofana) und unsere Freunde zur nächsten Wochentour treffen werden.
Story written by Thomas Frank, 22. November 2004.