Eine Woche in den Sextener Dolomiten

Unsere Septembertour 8. - 15. September 2001

Teilnehmer

Mit von der Partie waren diesmal : Kerstin und Thomas Frank, Jörg Helbig, Joachim Küttner, Yvonne Exner und Frank Patzsch (alle von der DAV-Sektion Chemnitz).

Vorbemerkungen

Auch zu dieser Tour gibt es einen Tourenplan mit den Detailinformationen (Höhenmeter, Wegnummern und Verweise auf den Rother Alpenvereinsführer), der von mir im Vorfeld unserer Wanderwoche ausgearbeitet wurde. Bis auf einige Unwägbarkeiten des Wetters konnten wir diesen Tourenplan dann auch weitgehend wie geplant durchführen. Der ursprüngliche Plan sah so aus :

Samstag : Anreise von Chemnitz, Aufstieg zur Dreischusterhütte
Sonntag : von der Dreischusterhütte zur Drei-Zinnen-Hütt
Montag : von der Drei-Zinnen-Hütte zur Zigmondi-Comici-Hütte über die Auronzohütte
Dienstag : von der Zigmondi-Comici-Hütte zur Rotwandwiesenhütte über den Alpiniweg
Mittwoch : von der Rotwandwiesenhütte zur Berti-Hütte (Rifugio al Popera A. Berti) über die Sentinella-Scharte
Donnerstag : von der Berti-Hütte zur Zigmondi-Comici-Hütte/Rifugio G. Carducci über den Aldo Roghel und Cengia Gabriella Klettersteig
Freitag : Runde um den Zwölfer Kofel
Samstag : Übergang zur Drei-Zinnen-Hütte
Sonntag : Abstieg und Heimfahrt nach Chemnitz

Und der tatsächliche Tourverlauf war dann der folgende:

Samstag, 8. September 2001

Wir reisen von Chemnitz an. Das Wetter in der ganzen Woche vor unserer Tour war in den nördlichen Alpenräumen schon sehr schlecht und kalt gewesen. Angefangen von den bayrischen Alpen bis in die Tauern liegt ab 1800m Höhe Schnee. Hier wäre dieses Jahr um diese Zeit nichts mehr möglich gewesen. Wir beglückwünschen uns dazu, daß wir schon im Frühjahr die Sextener Dolomiten als diesjähriges Tourenziel ausgewählt haben. In Chemnitz starten wir um 5:15 Uhr bei strömendem Regen. Erst ab Ingolstadt wird es langsam besser. Über München, Kufstein, Kitzbühel und den Felbertauerntunnel erreichen wir die Sextener Dolomiten gegen 14:00 Uhr. Für heute ist kein großes Programm mehr vorgesehen. Vom Parkplatz im Wald gleich unterhalb der Dreischusterhütte erreichen wir nach 35 Minuten und 130 Hm die Hütte. Hier in den Sextener Dolomiten ist es vergleichsweise freundlich aber schon am Nachmittag saukalt. Das wird sich wohl die ganze Woche über nur unwesentlich ändern.

Höhenmeter : 130 Hm

Gehzeit : 0:35 h

Sonntag, 9. September 2001

Trotz dem großen Lager mit vielen Leuten schläft man in der Dreischusterhütte gut. Um ca. 8:35 Uhr kommen wir von der Dreischusterhütte los und beginnen den Aufstieg auf die Drei-Zinnen-Hütte, den Kerstin und ich von einem früheren Urlaub her schon kennen. Das Wetter ist sehr kalt (eventl. Minusgrade im Schatten) aber dabei klar und schön. Die Wände gegenüber der Dreischusterhütte strahlen im frühen Morgenlicht. Immer wieder überwältigend ist der Anblick der Drei Zinnen, wenn man das Plateau rund um die Drei-Zinnen-Hütte betritt. Allerdings herrscht rund um und auch in der Drei-Zinnen-Hütte ein mordsmäßiges Whooling von hunderten von Menschen - denn ausgerechnet heute findet der Sextener Bergmarathon mit über 1000 aktiven Teilnehmern und entsprechend vielen Zuschauern statt. Von uns sechs hat das niemand gewußt und entsprechend überrascht stehen wir diesem Phänomen gegenüber.

Der Sieger bei den Männern ist in diesem Jahr ein Neuseeländer (wohl der designierte Weltmeister im Bergmarathon) und benötigt für die ca. 1300 Höhenmeter und 17 km von der Hofalm bis zur Drei-Zinnen-Hütte insgesamt 1h 19min 58sek. Die schnellste Frau ist nur um ein weniges langsamer. Ein Mordsgaudi mit vielen Zuschauern (mit und ohne Hund), Helikopter, Sauerstoffzelt, etc. Für uns hat das ganze den großen Nachteil, daß wir vor 15:00 Uhr nicht in die völlig überfüllte Hütte hineinkommen. Die Hüttenmannschaft ist leicht genervt und nicht Willens und/oder in der Lage, uns die Lager anzuweisen - wir haben ja sogar Verständnis für die Ausnahmesituation, wir würden nur gern noch auf den Toblinger Knoten, was mit den großen Rucksäcken nur schwer möglich ist.

Nach einigem hartnäckigen Nachfragen dürfen wir schließlich doch aufs Lager. Wir legen die Rucksäcke ab und starten mit Klettersteigset, Gurt und Helm zum Klettersteig am Toblinger Knoten, der gleich hinter der Drei-Zinnen-Hütte als freistehender Felsturm aufragt. Das Teil hat 2 Klettersteige, wovon der eine (Leiternsteig der Dolomitenfreunde) als schwierig klassifiziert wird und nur für den Aufstieg empfohlen wird. Der Steig beginnt in der Nordseite des Toblinger Knotens. Der Einstieg in den Klettersteig bietet gleich die diskriminierende Schwierigkeit, die einfache Bergwanderer sicher und zuverlässig davon abhält, diesen Klettersteig überhaupt erst anzugehen. Es ist eine ca. 4m hohe Verschneidung ohne große technische Steighilfen außer dem hier vertikal verlaufenden Drahtseil; Kletterschwierigkeit geschätzt III. Für Kerstin ist dies auf Grund ihrer Körpergröße auch gleich eine Nummer zu haarig, so daß sie beschließt, den Toblinger Knoten an seiner Basis zu umrunden und uns auf der anderen Seite wieder zu erwarten. Man weiß ja auch nie, wie ein solcher Klettersteig weiter oben weitergeht, wenn die Sache schon so anfängt. In Anbetracht des weiteren Aufstiegsweges sollte sich diese Entscheidung als sehr weise herausstellen.

Im weiteren Verlauf weist der Klettersteig 17 ziemlich steile und zum Teil sogar leicht überhängende Leitern auf. Dazwischen gibt es auch die eine oder andere anspruchsvolle Kletterstelle (aus der Sicht des Bergwanderers, nicht des Profikletterers der den VIII Grad sicher und seilfrei beherrscht). So zum Beispiel an (oder besser in) dem etwas "putzigen" Kamin auf ca. halber Höhe des Klettersteiges, der nur im Fels zu begehen ist und das Drahtseil in unerrecihbarer Entfernung nur eine etwas beunruhigende Sicherung bietet. Eine andere "interessante" Stelle ist eine nur ca. 20-30 Grad geneigte (also ziemlich flache) Leiter, die zwischen zwei Felsen verstrebt ist und die man also auf allen Vieren mit gutem Blick nach unten überquert, um von der einen Seite der Verschneidung/des Kamins auf die andere Seite zu gelangen. Unterwegs begegnet man den Resten des im 1. Weltkrieg hier angelegten Ausbaus dieses Steigs auf den Beobachtungsposten Toblinger Knoten, der komplett in Holz ausgeführt war und noch heute einen abenteuerlichen Anblick bietet. Diese Form von Kriegführung führt bei mir - insbesondere beim Anblick derart kühner Bauwerke - immer wieder zu einem verständnislosen Kopfschütteln. Man stelle sich z.B. nur eine Begehung auf diesem Holzleiternsystem, bei winterlichen Bedingungen und unter feindlichem Beschuß vor...

Schließlich stehen wir am Gipfelkreuz des Toblinger Knotens und genießen die herrliche Rundumsicht auf die Drei Zinnen, den Paternkofel, Elfer und Zwölfer, sowie die Dreischusterplatte und -spitze. Kerstin hat mittlerweile den Toblinger Knoten an dessen Basis umrundet und erwartet uns schon am Einstieg zum Feldkurat-Hosp-Steig (dem Normalweg-Klettersteig), der unsere Abstiegsroute ist. Dieser Abstieg kommt ohne Leitern aus und ist "mittelschwierig". Für mich am unsympathischsten sind die kurzen "leichteren" Stellen, an denen die Steigerbauer trotz luftiger Höhe und gutem Tiefblick ein Stahlseil für entbehrlich und verzichtbar gehalten haben. Zügig erreichen wir wieder die Basis des Toblinger Knotens und machen uns auf den kurzen Rückweg zur Hütte. Hier ist es bei unserer Rückkehr gegenüber dem vormittag regelrecht leer. Erst gegen abend füllt sich die Hütte mit Wanderern und Bergsteigern erneut.

Dreischusterhütte zur Drei-Zinnen-Hütte :
Höhenmeter : 875 Hm
Gehzeit : 3:30 h
Toblinger Knoten mit beiden Klettersteigen :
Höhenmeter : 215 Hm
Gehzeit : 2:45 h

Montag, 10. September 2001

Wir haben uns entschlossen, für den Übergang von der Drei-Zinnen-Hütte zur Zigmondy-Comici-Hütte nicht den direkten und kürzesten Weg zu nehmen, sondern wir wollen die Drei-Zinnen-Runde über die Auronzo- und Lavaredo-Hütte nehmen. Zunächst ist der Weg unterhalb der Drei Zinnen in der Früh noch recht einsam. In der Nähe der großen Parkplätze an der Auronzo-Hütte verwandelt sich das Ganze aber in eine geschlossene Massenprozession in Richtung Lavaredo-Hütte, die bis zum Abzweig des Weges zur Paternkofelscharte unvermidert anhält. Wenig später sind wir nach unserer Mittagsrast jedoch wieder alleine im Gebirge. Der Mensch in seinem Herdentrieb ist oftmals unergründlich. Der weitere Weg zur Zigmondy-Hütte führt nun durch karges Dolomitengebirge unterhalb der Westseite des Zwölfers und gewinnt nach einem Abstieg zum See Laghi di Cengia wieder an Höhe, bis er an der Zwölferscharte die Seite des Gebirges wechselt. Der Abstieg Richtung Nord zur Zigmondy-Hütte entpuppt sich als ein (besonders im oberen Teil) sehr steiles Geröllfeld, das z.T. gefrorenen und harten Untergrund mit wenig "Auflage" bietet. Wir tasten uns vorsichtig nach unten und erreichen nach kurzem Gegenanstieg die Zigmondy-Hütte.

Höhenmeter : 645 Hm

Gehzeit : 6:15 h

Dienstag, 11. September 2001

Für heute haben wir uns den Alpiniweg vorgenommen. Die Nacht auf der Zigmondy-Hütte war erneut saukalt und früh herrschen Minusgrade um die Hütte herum. Im Norden erkennt man die in Schnee gehüllten Gipfel der Hohen Tauern, aber die Sextener Dolomiten sind von der weißen Pracht bisher verschont geblieben. Erneut ist mit einem kalten, sonnigen Tag zu rechnen. Die Hüttenmannschaft der Zigmondy-Hütte ist einfach Spitze. Die Bedienung ist flink, freundlich und versucht auch bei überfüllter Hütte es allen Gästen so angenehm wie möglich zu machen. Mit dem Wirt haben wir verabredet, daß wir bei ihm "Ballast abwerfen" können, d.h. wir können die für die nächsten zwei Tage nicht benötigten Sachen bei ihm in einer Kammer deponieren. Nach dem Alpiniweg und dem Rückweg über den Cengia-Gabriella-Klettersteig werden wir in zwei Tagen wieder bei ihm zu Gast sein. Das erleichtert unsere Rucksäcke deutlich.

Von der Hütte ist es vielleicht eine knappe Stunde einfachen Weges bis zum Einstieg in den Alpiniweg. Der Alpiniweg erweist sich in seinem ersten Teil bis zur Elfer-Scharteals problemloser und von seinem Panorama her als sehr schöner Bänderweg, der ohne größere Höhenunterschiede in den Westwänden des Elfers auf einem Gesteinsband dahinzieht. Der Weg ist auf diesem Abschnitt nahezu perfekt gesichert und die zwei Schneerinnen auf dem Wege lassen sich Dank der Vorarbeiten unserer vielen Vorgänger gut passieren. Ein besonders schönes Bild gibt die tief eingeschnittene Schlucht ab, in die der Weg gut 50-60m auf der einen Wandseite hinein und auf der anderen Wandseite wieder hinaus führt.

An der Elfer-Scharte folgen wir zunächst weiter dem Alpiniweg in Richtung Sentinella-Paß. Der Zustand des Weges ist hier jedoch nicht mehr so gut wie bisher. Schnee und Eis füllen den Weg teilweise aus. Reste von Schneeabgängen und Lawinen bedecken hier selbst im September noch die Seilversicherungen und haben sie teilweise zerstört. Manchmal ist von 4 aufeinanderfolgenden Bohrhaken zur Befestigung des Drahtseils nur noch einer vorhanden. Nach ca. 2/3 des Weges zum Sentinella-Paß (ca. 30m vor der einzigen Leiter in diesem Wegabschnitt) kommen wir an eine auf einer Breite von 4-5m vereiste Rinne (Blankeis). Das Stahlseil ist hier zwar vorhanden und in Takt, aber es gibt an dieser Stelle rein gar nichts für die Füße und die daraus resultierende Hangelstrecke ist nichts für Kerstin. Wir beschließen, daß Kerstin und ich an dieser Stelle den Rückzug antreten und die anderen vier ihres Weges ziehen lassen. Wir hatten uns auch schon am Abend vorher verständigt, daß der Rhogell-Klettersteig auf Grund seiner Schwierigkeiten und seiner Länge (in Kombination mit dem Cengia-Gabriella-Klettersteig) nichts für Kerstin ist und daß ich mit ihr über die Talschlußhütte zur Zigmondy-Hütte zurückkehre, während die anderen vier versuchen, die Runde um den Elfer über die beiden Klettersteige zu gehen. So setzen die vier ihren Weg Richtung Sentinella-Paß fort und entschwinden bald darauf unseren Blicken.

Wir hangeln uns an den stark beschädigten Seilen wieder zurück zur Elfer-Scharte und legen dort zunächst eine windgeschützte Rast ein. Im Abstieg erwartet uns von hier ab ein ziemlich gerölliges Kar. Der Schutt ist unheimlich lose - unheimlich auch wegen der z.T. etwas "unqualifiziert" wirkenden Wanderer, die hier unterwegs sind und von Zeit zu Zeit wahre Gerölllawinen auslösen. Kerstin "fürchtet" sich die ersten paar hundert Höhenmeter über den losen Schutt abwärts. Dann kommen wir in besseres Gehgelände. Es sind aber trotzdem von der Elferscharte (2716m) bis zur Talschlußhütte (1548m) annähernd 1168m im Abstieg, was sich in den Knien bemerkbar macht. Trotz relativ später Ankunft bekommen wir auf der Hütte problemlos Quartier, die als Privathütte von Bergsteigern/-wanderern wenig frequentiert wird (obwohl sich die Preise nur wenig unterscheiden und die Hütte einen guten Eindruck hinterläßt). Insgesamt waren wir heute 575 Hm + 1200 Hm im Abstieg unterwegs. Unsere Knie und die Muskulatur lassen uns das Tagespensum spüren.

Höhenmeter : 575 Hm (+ 1200 Hm im Abstieg)

Gehzeit : 8:30 h

Zum Roghell-Klettersteig : Der Wirt der Zigmondy-Hütte meinte dazu, daß er jetzt im umgebauten Zustand als etwas schwieriger als der Leiternsteig am Toblinger Knoten einzuschätzen ist. Jedes Jahr wären auf dem alten Steig mit seinen Leitern 2-3 Bergwanderer durch Steinschlag verletzt worden. Nun hat man die Leitern weitgehend abgebaut und den Steig aus der von Steinschlag gefährdeten Rinne heraus und mehr in die Wand hinein verlagert. In der Konsequenz ist der Steig sicherer aber auch etwas schwieriger geworden. In Anbetracht der Schwierigkeit des Leiternsteigs am Toblinger Knoten haben Kerstin und ich auf die Begehung des Roghell-Klettersteigs verzichtet. Der Bericht unserer vier Freunde am folgenden Tag hat uns auch darin bestärkt, daß diese Entscheidung für uns die richtige war.

Mittwoch, 12. September 2001

Heute ist für uns so eine Art "Ruhetag". Während unsere Freunde heute ihren "Großkampftag" am Roghell- und Cengia-Gabriella-Klettersteig absolvieren, haben wir nach einer ruhigen und etwas wärmeren Nacht auf der Talschlußhütte eigentlich nur den recht gemütlichen Aufstieg zurück auf die Zigmody-Comici-Hütte vor uns. Wir starten nach gutem Frühstück etwas später als gewöhnlich und steigen in ruhigem Tempo die 710 Höhenmeter bis zur Zigmondy-Hütte in einem Rutsch auf. Nach reichlich 2 Stunden sind wir gegen 11:00 Uhr wieder oben. Auf dem gesamten Weg hat den Alpiniweg die ganze Zeit auf der anderen Talseite vor sich und da wir ihn ja erst gestern begangen haben, ist diese Perspektive auch ganz interessant.

Nach einer Rast mit warmem Kakao beschließen wir, mal zur Carducci-Hütte auf die andere Seite des Giralba-Joches hinüber und unseren Freunden entgegen zu laufen. Dort angekommen erweist sich die Carducci-Hütte als italienisch-ungemütlich, eine Speisekarte gibt es nicht und das Speisenangebot ist arg begrenzt. Ich bekomme das letzte Stück Apfelkuchen, Kerstin hat die Wahl zwischen Makkaroni und Gemüsesuppe. Wir sind eigentlich froh, die Hütte nicht als Nachtquartier in unsere Tour einbezogen zu haben. Da die Hütte nicht zum Verweilen einlädt, kehren wir nach 1 Stunde wieder um und sind gegen 16:00 Uhr wieder auf der Zigmondy-Hütte. Unser Ausflug hat uns zusätzliche 420 Hm im Auf- und Abstieg an unserem "Ruhetag" beschert.

Nun ist es 16:40 Uhr und von unseren vier Klettersteig-Aspiranten fehlt noch immer jede Spur. Die Zigmondy-Hütte füllt sich zusehends und ein Tisch nach dem anderen wird besetzt. Es deutet sich eine Überfüllung der Hütte zum Abend hin an. Die Hüttenmannschaft rotiert. Zum Glück haben unsere vier Freunde uns zwei als Quartiermacher, sonst könnten sie heute abend "mit der Katze essen". Langsam werden wir unruhig und schauen immer mal wieder vor die Tür, ob wir die Vier vom Giralba-Joch herunterkommen sehen. Erst gegen 18:30 Uhr sehen wir sie kommen. Obwohl die Vier alle recht konditionsstark sind, sieht man ihnen die Anstrengungen des Tages bei ihrer Ankunft auf der Hütte an. Insgesamt waren sie von der Berti-Hütte mehr als 10 Stunden auf den beiden Klettersteigen unterwegs und haben sich dabei wenig mit Pausen aufgehalten. Und dabei herrschten an diesem Tag eigentlich gute Bedingungen. Beim Abendbrot erstatten sie uns von ihrer Klettersteigtour Bericht. Beide Klettersteige sind recht anspruchsvoll. Der Roghell-Steig führt nach einem Anstieg in einem Geröllkar über 500 Hm in nahezu senkrechten Fels mit Hangelstrecken am Stahlseil und Passagen mit weiten Griff- und Trittabständen, die weites Ausspreizen erfordern und bei klein gebauten Kletterern zu Problemen führen können. Am Cengia-Gabriella-Steig begegneten ihnen mehrere durch Steinschlag beschädigte oder nicht immer sehr vertrauenswürdige Seilabschnitte und Sicherungen sowie geröllige, schwer zu sichernde Abschnitte. Insgesamt sind es bei der Kombination beider Klettersteige und Übergang von der Berti- zur Zigmondy-Hütte 1250 Hm im Aufstieg.

Höhenmeter : 710 Hm + 420 Hm

Gehzeit : 2:00 h + 2:00 h

Donnerstag, 13. September 2001

Das Wetter ist vormittags noch schön, auch wenn die Cirren-Bewölkung und die an den großen Gipfeln hochquellenden Nebel die Wetteränderung ankündigen. Wir wollen heute nur von der Zigmondy-Hütte über die Büllelejoch-Hütte zur Drei-Zinnen-Hütte laufen. Damit wir nicht so zeitig da sind, beschließen wir unterwegs die mittlere Obernbacherspitze (2675m) von der Büllelejoch-Hütte aus zu besteigen. Der Aufstieg ist kurz und einfach und führt an einer ganzen Reihe von Befestigungen aus dem 1. Weltkrieg vorbei (Schanzen, Schützengräben, Tunnel). Nach einem Mittag auf der Büllelejoch-Hütte geht es auf dem Höhenweg unterhalb des Paternkofels zur Drei-Zinnen-Hütte, wo wir schon recht früh ankommen. Wir bekommen wieder Lager in der "Veranda". Gegen Nachmittag hat sich das Wetter so verschlechtert, daß die hohen Gipfel und die Zinnen bereits in den Wolken verschwunden sind.

Höhenmeter : 590 Hm

Gehzeit : 4:45 h

Freitag, 14. September 2001

Eigentlich wollten wir auf unserer Tour noch den Klettersteig auf den Paternkofel machen. Doch für heute hat der Wetterbericht schlechtes Wetter gemeldet und Petrus hält Wort. Schon von früh an nieselt es und die Wolken hängen tief. Gegen 9:00 Uhr entschließen wir uns zu einem kurzen Spaziergang in Richtung Wildgrabenjoch. Nach 1:45h sind wir jedoch wieder zurück. Auf dem Rückweg wurde der Regen schon stärker. Nach einer kurzen Aufheiterung am Nachmittag setzt dann gegen Abend auf der Höhe der Hütte Schneefall ein und der Wind geht in Sturm über. Damit hat sich der Paternkofelsteig für dieses Jahr erledigt und wir haben einen Grund, nochmal in die Sextener Dolomiten zurückzukommen.

Höhenmeter : 290 Hm

Gehzeit : 1:45 h

Samstag, 15. September 2001

Die Umgebung der Drei-Zinnen-Hütte hat sich innerhalb einer Nacht in eine tief verschneite Winterlandschaft verwandelt. Es hat tüchtig geschneit und geweht. Rund um die Hütte liegen 15cm Neuschnee und in den Schneewehen ist der Schnee mitunter knietief. Obwohl es aufgehört hat zu schneien, ist die zu treffende Entscheidung eindeutig: Abstieg zum Auto an der Dreischusterhütte. Nach dem Frühstück wühlen wir uns im Schnee zu Tal. Markierungen hat es keine, aber wir finden den Weg recht gut. Selbst unten im Tal an der Dreischusterhütte hat es in der Nacht ein paar Krümel Schnee hingehauen. Nach 3,5h und 1005 Hm im Abstieg sind wir wieder bei den Fahrzeugen. Obwohl wir die Tour einen Tag früher als geplant abbrechen mußten, hatten wir eine sehr schöne Wochentour in den Sextener Dolomiten. Und den Paternkofelsteig werden wir wohl ein Andermal auch noch nachholen...

Höhenmeter : 0 Hm (ca. 1005 Hm im Abstieg)

Gehzeit : 3:30 h

Für die Statistikfreaks : insgesamt wurden von uns während dieser Tour 4450 Hm im Aufstieg zurückgelegt. Die Angaben über Höhenmeter enthalten jeweils nur die aufwärts gestiegenen Höhenmeter (sofern nicht anders vermerkt). Die gestiegenen Höhenmeter wurden mit einer Avocet Vertech Alpin ermittelt.


Neben diesem rein textbasierten Tourenbericht gibt's auch noch eine kleine Bildergallerie, den ausführlichen Tourenplan, und den bebilderten Tourenbericht.

Story written by Kerstin und Thomas Frank, 22. Januar 2002; Web Version : 15. März 2002.